Themen aus der Nachhaltigen Digitalisierung
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Die digitale Infrastruktur benötigt für ihren Betrieb und ihre Verwendung eine Vielzahl ressourcenintensiver Hardwarekomponenten. In einem einzelnen Smartphone sind beispielsweise etwa 80 % aller stabilen Elemente enthalten, darunter auch Edelmetalle und seltene Erden (World Economic Forum & Visual Capitalist, 2021). Gerade weil viele dieser natürlichen Ressourcen in unserem digitalen Leben momentan unverzichtbar sind, ist Sourcing (Beschaffung und den Bezug von Rohstoffen, insbesondere von seltenen Erden und Edelmetallen, unter Berücksichtigung der Herkunft und Gewinnungsbedingungen) und die damit verbundenen Auswirkungen auf alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Planet, People, Profit – ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen IT.
Breaking down smartphone components. Image: Visual Capitalist
Als Metalle der Seltenen Erden werden Scandium, Yttrium und die Lanthanoide, also Lanthan und die 14 im Periodensystem darauffolgenden Elemente bezeichnet (American Geosciences Institute, n.d.). In den meisten Smartphones sind etwa 15 der 17 seltenen Erden verbaut und erfüllen verschiedene, wichtige Funktionen. Zum Beispiel ermöglichen Seltene Erden in einigen Displays die Farbdarstellung. Verbaute Mikrofone, Lautsprecher und Vibrations-Motoren enthalten ebenfalls seltene Erden wie Neodym, Terbium und Dysprosium. Auch weitere Metalle, vornehmlich Edelmetalle, sind in Smartphones von großer Bedeutung (Visual Capitalist, 2021).
Edelmetalle sind eine Gruppe von Metallen, die durch ihre hohe Korrosionsbeständigkeit definiert werden. Weiterhin zeichnen sich Edelmetalle durch eine hohe elektrische Leitfähigkeit, also niedrige Widerstände aus, sowie eine hohe Wärmeleitfähigkeit und werden aufgrund dieser Eigenschaften in vielen elektronischen Komponenten verbaut. Welche Metalle genau als Edelmetalle klassifiziert werden, ist je nach Kontext unterschiedlich, einige Beispiele sind Gold, Platin, Palladium und in vielen Fällen Silber (Johnson, 2024).
Neben Seltenen Erden und Edelmetallen sind noch weitere Metalle in Smartphones vorzufinden. Lithium, Kobalt und Nickel sind in einem Großteil der Smartphone-Akkus verbaut, und Indium ermöglicht die Berührungsempfindlichkeit des Touch-Displays. Auch weitere Informations- und Kommunikations- (IKT) Geräte enthalten verschiedene Seltene Erden und Edelmetalle. Für die Digitalisierung sind Seltene Erden und (Edel-)Metalle also unverzichtbar. Umso wichtiger ist es daher, auch den Abbau von Seltenen Erden und von (Edel-)Metallen bei der nachhaltigen Digitalisierung (NaDi) zu berücksichtigen (Bookhagen et al., 2020 und World Economic Forum & Visual Capitalist, 2021).
In vielen Ländern gehört der Bergbau nach wie vor zu den gefährlichsten Beschäftigungen. Obwohl nur etwa 1 % der weltweiten Arbeitskräfte im Bergbau beschäftigt sind, ist die Bergbauindustrie für etwa 8 % der tödlichen Arbeitsunfälle verantwortlich (International Labour Organization, 2015). Als prominentes Beispiel steht der Kobaltabbau, welcher unter anderem in Smartphone-Akkus benötigt wird, in der Demokratischen Republik Kongo international regelmäßig in der Kritik. Etwa 80 % der Kobaltförderung in der Demokratischen Republik Kongo durch große, internationale Konzerne erfolgen und entsprechend einfacher auf Arbeitsschutz-, Umweltschutz- und Qualitätsstandards kontrolliert werden können. Die restlichen 15–20 % der Kobaltgewinnung in der Demokratischen Republik Kongo erfolgt manuell in kleinen, privaten und teilweise illegalen Minen. Insbesondere dieser sogenannte artisanale Bergbau ist von katastrophalen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen geprägt (Charlotte, 2022 und Staude, 2019).
Auch wenn der Kleinbergbau in der Demokratischen Republik Kongo grundsätzlich legal ist und Sicherheits-, Arbeitsschutz- und Umweltvorschriften existieren, führt die mangelnde Umsetzung und Kontrolle häufig zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen. In engen, bis zu 50 Meter tiefen Schächten arbeiten Menschen ohne Helme, Atemmasken, anderweitige Schutzkleidung oder Sicherungen häufig bis zu 12 Stunden täglich. Unfälle durch Steinschläge und Minen-Einstürze sind alltäglich, genaue Todeszahlen sind jedoch nicht bekannt. Die schwere körperliche und gesundheitsgefährdende Arbeit wird nicht selten von Kindern durchgeführt (CBS News, 2018 und Charlotte, 2022).
Nach dem Abbau wird das Erz gewaschen und sortiert. Viele ältere Männer, Frauen und Kinder sind in diesem Arbeitsschritt tätig und dabei regelmäßig Gewalt durch die Schürfer und die Kooperative ausgesetzt. Für die gewaschenen und sortierten Gesteine werden Frauen und Kinder in der Regel ebenfalls am schlechtesten bezahlt. Auch wenn die gefährliche Bergbauarbeit bessere Einkünfte als beispielsweise die Landwirtschaft verspricht, verdienen viele der Betroffenen weniger als 10 Cent pro Tag (Charlotte, 2022 und Staude, 2019).
Obwohl der Kobaltabbau in der Demokratischen Republik Kongo zu den prominentesten Beispielen gehört, sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Menschenrechtsverletzungen beim Abbau seltener Erden weltweit und auch in industriell betriebenen Minen vorzufinden sind (Avan et al., 2024).