Das Internet umfasst mittlerweile ungefähr 1,1 Milliarden Webseiten – mit steigender Tendenz, denn täglich werden ungefähr weitere 250.000 Webseiten online gestellt (Loy, 2024). Auch wenn die Umweltfolgen jeder einzelnen Webseite im globalen Kontext klein erscheinen mögen, sind die gesamten ökologischen Auswirkungen aller Webseiten nicht zu unterschätzen. Technische Möglichkeiten zur Reduzierung der negativen Auswirkungen von Webseiten bestehen mittlerweile, häufig scheitert es jedoch an ihrer konsequenten Umsetzung (Beyer, 2023). Entsprechend wichtig ist es daher, den Nachhaltigkeitsaspekt bereits bei der Erstellung einer Webseite mitzubedenken.
Wiederverwendbarkeit kann bei Webseiten verschiedene Formen annehmen. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Wiederverwendung von Code. Dies kann zum Beispiel durch die Verwendung von Bibliotheken, Frameworks und Templates erfolgen (Stützle, 2002). Auch die Wiederverwendung benutzerdefinierter Komponenten, beispielsweise Fußzeilen, ist möglich (Aggarwal, 2020). Befinden sich auf einer Webseite Inhalte, welche im Kern nach wie vor relevant sind, jedoch in Inhalt oder Darstellung nicht mehr aktuell sind, so ist auch die Wiederaufarbeitung dieses Inhalts eine Form der Wiederverwendung. So können bestehende Inhalte durch neue Informationen ergänzt oder aktualisiert werden. Auch die Überarbeitung des Formats, zum Beispiel die Erstellung von Info-Grafiken oder Videos, kann hilfreich sein, um bestehende Inhalte an die Nutzungspräferenzen verschiedener Zielgruppen anzupassen (Das Writing Services, 2023).
Um die Lebensdauer und Wiederverwendbarkeit von Webseiten-Komponenten zu erhöhen, ist es wichtig, dass diese möglichst unabhängig von Hardware und Internet-Browsern aufrufbar sind. Tools wie die Webseite „Can I use …“ (Deveria, 2024) können dabei helfen, zu überprüfen, welche Funktionen verwendet werden können, ohne dabei Nutzer*innengruppen auszuschließen und für welche Funktionen es sinnvoll ist, ein Fallback zu implementieren, falls die gewünschte Funktion nicht nativ unterstützt wird (vgl. Beyer, 2023).
Auch regelmäßige Updates, sowohl inhaltlich als auch technisch, wie zum Beispiel Sicherheitsupdates und Umstellung auf neuere Softwareversionen, beispielsweise bei der Verwendung von Web-Content-Management-Systemen, verlängern die Lebensdauer und Wiederverwendbarkeit einer Webseite. Weiterhin sollte direkt bei der Entwicklung die Langlebigkeit und Update-Fähigkeit der Webseite mitgedacht werden (Greenup, 2024).
Negative Auswirkungen von Webseiten lassen sich allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zuordnen und sind den negativen Auswirkungen auch bei der Erstellung anderer IT-Produkte wie Software und Anwendungen (apps) ähnlich. In der Dimension „Planet“ dominiert vor allem der Ressourcenverbrauch zum Hosten der Webseite, welcher durch nachhaltigere Hosting-Anbieter und eine Minimierung der Datenübertragung und -speicherung reduziert werden kann. In der Dimension „People“ sind vor allem die Vermeidung der Förderung gesundheitsschädlicher Verhaltensmuster bei Nutzer*innen und gute Arbeitsbedingungen anzuführen. Verbesserungen in der Dimension „Profit“ gehen mit niedrigerem Ressourcenverbrauch einher. Weiterhin lässt sich hier aufgrund niedrigerer Personalkosten auch die Wiederverwendbarkeit, beispielsweise von Webseiten-Komponenten, verorten.
Zur Vermeidung negativer Effekte ist es weiterhin wichtig, dass Web-Entwickler*innen transparent über negative Effekte aufklären und dabei „Greenwashing“, also irreführende oder falsche Aussagen über die Nachhaltigkeit vermeiden und getroffene Aussage mit wissenschaftlichen Beweisen belegen (Frick, 2024).
Auch die Vorbeugung ungesunder Nutzungsverhalten und die Vermeidung der Auslösung von Suchterscheinungen müssen bereits bei der Webentwicklung mitgedacht werden (Grosch et al., 2023).
Soziale Medien benötigen Content-Moderation, welche nach wie vor überwiegend manuell durch menschliche Arbeitskräfte durchgeführt wird, in der Regel unter prekären Arbeitsbedingungen. Ein Großteil der Content-Moderation wird in Länder des globalen Südens ausgelagert. Neben geringen Löhnen, geringer Job-Sicherheit und Schichtarbeit ist auch die psychische Belastung für die Arbeitskräfte enorm. Die Aufgabe von Content-Moderatorinnen ist es, gemeldete Beiträge anzuschauen und – häufig unter Zeitdruck – zu entscheiden, ob diese gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Häufig sind Content-Moderatorinnen hierbei Inhalten, wie schwerster Gewaltverbrechen oder Sexualstraftaten ausgesetzt und erhalten wenig bis keine Unterstützung, mit dieser psychischen Belastung umzugehen. Da moderne Algorithmen und künstliche Intelligenzen momentan noch nicht in der Lage sind, diese Aufgaben zu übernehmen, ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch bessere Löhne, professionelle Unterstützung bei der Verarbeitung der belastenden Inhalte und der Möglichkeit Pausen nehmen zu können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, unabdingbar (vgl. Stackpole, 2022 und Freihse & Sieker, 2023).
Trainingsdaten für künstliche Intelligenzen, zum Beispiel für Chat-Modelle oder autonomes Fahren, müssen manuell klassifiziert werden. Die Arbeit ist schlecht bezahlt, repetitiv und langweilig und erfolgt häufig unter hohem Druck durch das Management, noch mehr Daten in noch kürzerer Zeit zu klassifizieren. Je nach Einsatzgebiet müssen Arbeitskräfte auch hier schändliche Texte und Bilder filtern, um die Menge an gewalttätiger und sexueller Inhalte in den Trainingsdaten der künstlichen Intelligenzen zu reduzieren oder Filtersysteme für schädliche Inhalte trainieren zu können (Rowe, 2023 und Schurter, 2023).
Eine wichtige Stellschraube, um Webseiten ressourcenschonend zu erstellen, ist, einen umweltfreundlichen Hosting-Anbieter zu wählen. Umweltfreundliches Hosting zeichnet sich unter anderem durch die Verwendung von elektrischer Energie, welche aus nachhaltigen Bezugsquellen gewonnen wird, aus. Weitere Kriterien für umweltfreundliches Hosting sind zum Beispiel die Verwendung fortschrittlicher Kühltechnologien und der Einsatz von Energieverwaltungssystemen (Green.Motion, 2024). Auch der Einsatz energieeffizienter Hardware ist ein wichtiger Aspekt des umweltfreundlichen Hostings. Ein wichtiges Kriterium hierbei ist der PUE-Wert (Power Usage Efficency), der die Energieeffizienz eines Rechenzentrums angibt (Geißler, 2018).
Auch die eingesetzten Kühlsysteme in Rechenzentren haben einen großen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs vieler Rechenzentren in ihren Kühlsystemen bietet die Umstellung von Frischwasser auf Brauchwasser oder Meerwasser großes Potenzial, die Umweltauswirkungen zu minimieren. Auch eine weitere Nutzung des zur Kühlung verwendeten Wassers, zum Beispiel zur Bewässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen (Gendries, 2023) oder durch Einspeisung in das Fernwärmenetz, wodurch die entstandene Abwärme zum Heizen weiterverwendet werden kann (Nabiyeva, 2024), können in Betracht gezogen werden.
„Fläche ist eine begrenzte und knappe Ressource, um die verschiedene Nutzungsarten konkurrieren“ (Umweltbundesamt, 2024). Der Flächenbedarf von Rechenzentren kann durch hohe Leistungsdichten, sowie mehrgeschossige Rechenzentren minimiert werden. Neben der Minimierung der Grundfläche ist für die ökologische Bewertung auch die Art der Fläche, auf welcher sich das Rechenzentrum befindet, relevant, also ob für den Bau beispielsweise unbebaute Naturflächen, Industriebrachen oder gegebenenfalls sogar sanierte Altlasten verwendet wurden. Die Minimierung der Flächenversiegelung, zum Beispiel für zugehörige Parkmöglichkeiten, und die Schaffung von Ausgleichsflächen können darüber hinaus die ökologischen Auswirkungen minimieren (Hintemann et al., 2023).